Mittwoch, 3. Februar 2010

Ein Jahr....

Mir ging es so elend und leider habe ich ihn mit runter gezogen. Damit unser Hund nicht den ganzen Tag alleine ist, hat mein die zwei Wochen bei seinen Eltern auf dem Sofa geschlafen und eine Nachbarin hat frühs unser Fellknäuel abgeholt. Mein Mann hatte mich nach der Arbeit im Krankenhaus besucht, ich wollte nichts sehnlichster, wie endlich raus aus dem furchtbaren Laden. Wir lagen zusammen im Bett und haben gekuschelt, seine Nähe zu spüren, ihn zu riechen, sein Herzschlag zu hören, hat mir Kraft gegeben, aber er sah so fertig und besorgt aus. Dann dachte ich mir "Würde Mini jetzt kommen, wäre der Horror vorbei!" eine Stunde später bekam ich furchtbare Rückenschmerzen, habe nach der Schwester geklingelt, die mich dann in den Kreissaal gebracht hat. Dort wurde ich an das CTG gehängt, aber es wurden keine Wehen aufgezeichnet, doch die Schmerzen wurden immer schlimmer. Eine Ärztin sah mich im vorbeigehen, wie ich mich vor Schmerz krümmte und hing mich an den Wehenhemmer. Leider traten direkt die Nebenwirkungen auf, mein ganzer Körper begann zu zittern. Die Ärztin lies vorsichtshalber schon den OP vorbereiten, während ich unter Wehen auf diesen verfluchten Untersuchungsstuhl hoch musste. Der Arzt sagte: "Oh, da ist der Kopf schon" und danach ging alles so furchtbar schnell, es lief alles wie ein Film ab. Als ich dann auf dem OP-Tisch lag, war mein letzter Gedanke, vor der Notsectio "Hoffentlich überlebt meine Tochter!".
Am 03.02.2009 um 01:17 Uhr kam meine Tochter zur Welt. Nach 3 Stunden wachte ich aus der Narkose auf, fragte als aller erstes die Hebamme, wie es Mini geht. Sie zeigte mir das Foto von ihr und versicherte mir, dass es ihr gut geht, sie selbstständig atmen könne und sie jetzt noch mal versucht meinen Mann zu erreichen.
Je klarer ich wurde, desto schrecklicher war das Gefühl meinen leeren Bauch zu spüren. Nein, es bleibt mir ein Rätsel wie manche Frauen einen Wunschkaiserschnitt haben können.
Durch die Wunde konnte ich nicht aufstehen und habe meine Tochter erst am nächsten Tag sehen können, als Männe mich im Rollstuhl auf die Frühchenintensiv gebracht hat. Dieses kleine rosa Würmchen, mit den riesigen Augen und den vielen Schläuchen und Kabeln - das soll meine Tochter sein? Mir liefen einfach nur die Tränen. Natürlich wollte ich unbedingt stillen, aber man lies mich die kleine nicht anlegen und auf Station gab es für 5 Frauen nur eine Milchpumpe...kein besonders guter Stillstart.
Die nächsten Wochen waren einfach nur grausam, die Schwestern auf der Frühchenstation behandeln einen nur wie lästiges Beiwerk, wenn man micht 23 Stunden am Tag bei seinem Kind ist, vermitteln sie einem das Gefühl, man wäre jetzt schon schlechte Eltern und alle wichtigen Informationen musste man ihnen aus der Nase zerren.
Nach 5 Wochen konnte Mini endlich entlassen werden, die Heimfahrt war kaum möglich, weil ich vor Aufregung und Freude nur am zittern war.
Meine Hebamme war von Töchterchen auch ganz begeistert, weil sie sich so prima entwickelt. Nach dem zweiten Besuch wollte sie schon gar nicht mehr kommen, weil wir alles so prima im Griff hatten, nur das Stillen wollte immer noch nicht klappen. Was hab ich nicht alles versucht. Da wird einem immer erzählt, Stillen wäre das Beste für das Kind, wenn man aber Schwierigkeiten hat und es länger als 3 Wochen versucht, bekommt man weder von Frauenarzt noch von der Krankenkasse geholfen. Nach 4 Monaten habe ich es dann aufgegeben, es ging einfach nicht mehr, ich war total ausgelaugt. (Trotzdem durfte ich mir noch anhören, ob ich denn zu blöd für's Stillen sei)

Das ganze letzte Jahr hatte ich immer wieder Alpträume wegen der ersten Zeit, aber sie werden nicht mehr kommen. Heute früh bin ich zu Töchterchen ins Zimmer, wurde von ihr über alle vier Backen, strahlend empfagen und als ich ihr zum Geburtstag gratuliert habe, war es, als würde eine riesen Last von meinen Schultern fallen.

Sie musste in ihrem ersten Lebensjahr schon so hart kämpfen, hat so unglaublich viel gelernt, uns unglaublich viele Nerven gekostet, uns sehr glücklich und vorallem wahnsinnig Stolz gemacht. Wir haben uns einer großen Herausforderung gestellt, haben sie gemeistert, sind an ihr gewachsen und wieder etwas reifer geworden.

Fee, ich wusste nicht,...
Ich wusste nicht, dass mein Handeln mal so bedeutend werden kann.
Ich wusste nicht, dass ich jemals so starke Gefühle empfinden kann.
Ich wusste nicht, dass Anstrengung so viel Spaß machen kann.
Ich wusste nicht, dass ich jemals so selbstlos sein kann.
Ich wusste nicht, dass mir mein eigenes Dasein jemals so egal sein kann.
Ich wusste nicht, dass ich so geduldig sein kann.
Ich wusste nicht, wie sehr man sich über ein Lächeln freuen kann.
Ich wusste nicht, wie glücklich es mich machen kann, nach einem 30 Stunden Tag, dich, trotz Übermüdung, beim Schlafen zu beobachten.
Ich wusste nicht, wie stark ich sein kann.
Ich wusste nicht, wie sich der Blick auf die Welt so ändern kann.
Ich wusste nicht, mit wie wenig man sich zufrieden geben kann.
Ich wusste nicht, dass ich eine Mutter sein kann.
Ich wusste nicht, wie schnell die Zeit vergehen kann.
Ich wusste nicht, dass ein dicker Bauch so schön sein kann.
Ich wusste nicht, wie stark du bist.
Ich wusste nicht, dass mir der Rest der Welt, einmal so egal sein wird.
Ich wusste nicht, wie sehr man sich darüber freuen kann, am Leben zu sein.
Ich wusste nicht, wieviel Angst man haben kann.
Ich wusste nicht, wie ernst ich sein kann.
Ich wusste nicht, wie kindisch ich sein kann
Meine kleine Fee, ich liebe dich!

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