In meiner ersten Ausbildung war ich nicht mit gleichaltrigen befreundet, nur mit älteren, damit meine ich 13 Jahre älter. Das sollte einem schon zu denken geben, oder hatte ich nur den falschen Beruf gewählt oder lagen meine Interessen nicht im richtigen Altersbereich?
Als Kauffrau für Bürokommunikation sah es auch nicht besser aus, erstmal weil ich in der Firma die einzige Auszubildende war, die einzige unter 30 und in der Berufsschulklasse waren nur...., wie drück ich es am Besten aus *grübel* - Tussis.
Nun gut, in jeder Ausbildung gab es etwas Kontakt zu anderen, aber sobald die beendet war, ist auch der Kontakt abgebrochen. Wer mag schon Kletten, die sich danach immer noch regelmäßig melden?
Einige werden jetzt bestimmt denken "Man kann doch auch in seiner Freizeit Freunde finden." Sicher, wenn meine Eltern mir den ein oder anderen Vereinsbeitritt erlaubt hätten, wäre das möglich gewesen, ansonsten...mit Büchern findet man nicht so viele Freunde, zumindest mit dem Genre nicht.
Irgendwann hat man sich dann eben mit der Außenseiter-/Einzelgängerrolle abgefunden. Wozu gibt es denn World of Warcraft ;) hat ja ganz entscheidende Vorzüge. Man bewertet sein "Gegenüber" nur aufgrund seiner Ansichten und Aussagen, man lässt sich nicht durch Oberflächlichkeit beeinflussen. Wie im realen Leben hat man viele kennen gelernt und noch mehr schnell wieder vergessen, aber ich hatte das unsagbare Glück, zwei ganz großartige Personen kennen zu lernen.
Mein Mann und ich haben gemeinsam eine Gilde geleitet und natürlich war man da auch auf der Suche nach immer neuen Mitgliedern. Wir waren eine Helfergilde, es war familiär, man hatte keinen "Leistungsdruck", wie er leider in vielen Gilden herrscht (ja, nachwievor!). So lernten wir einen poetischen Magier und einen cholerischen Hexenmeister kennen. Erst unterhielt man sich überwiegend per Chat, dann über Teamspeak und später überwiegen per Telefon, auch zwischen den Onlinezeiten.
Als wir dann unser Aufgebot beim Standesamt gemacht hatten und ich den Hexenmeister bat, mein Trauzeuge zu sein, wurde die bevorstehende Hochzeit auch in der Gilde bekannt und der poetische Magier wollte auch unbedingt dabei sein, was beinahe in die Hose gegangen wäre, wegen einem falsch gebuchten Flug. Da bietet ein Gildenmitglied an, Nachts von HH nach B zu fahren, um besagten Magier rechtzeitig zur Trauung nach Ffm zu fahren. Dann kündigten sich noch mehr aus der Gilde an.
Was treibt nun einen Menschen dazu, so viele Kilometer auf sich zu nehmen, "nur" um ein paar Fremde zu sehen?
Neugier? Nervenkitzel? Hoffnung? Naivität? Schätze es ist in erster Linie die Neugier "Wer steckt denn nun hinter dieser Stimme und den Aussagen? Ist die Person wirklich so, oder hat sie sich die ganze Zeit nur verstellt?"
Nun kamen zu unserer Hochzeit 3 Magier, ein Schurke, ein Paladin und ein Hexenmeister und als wäre das noch nicht genug, so hat uns der Hexenmeister es uns ermöglicht gehabt, schöne Eheringe zu kaufen und die B'ler haben uns zu sich eingeladen und uns ein wundervolles Wochenende ("Flitterwochen"/Gildentreffen) ermöglicht. Man hat sich das erste mal gesehen, wusste eigentlich nichts von dem anderen und dennoch hat der Paladin uns seine Wohnung für die Zeit überlassen. Wir waren wirklich sprachlos!
Das Ganze ist nun schon 4 Jahre her, es ist viel passiert, wir spielen kein World of Warcraft mehr, man sieht sich fast gar nicht mehr, aber trotzdem wird per Email und Telefon der Kontakt aufrecht erhalten, nicht weil man sich zu irgendwas verpflichtet fühlt, sondern weil man es wirklich so möchte.
Vor zwei Jahren fing ich in selbstständig als Hundesitter an, habe dadurch eine Freundin gefunden, die nun ihre Ausbildung beendet und anschließend eine neue Stelle in D antritt. Dann liegen 300km zwischen uns. Wieder eine durch Internet zusammengehaltene Freundschaft mehr. Jetzt habe ich, in einem Umkreis von 200km, nur noch eine einzige Freundin, mit der ich etwas unternehmen kann, was durch Beruf, Kind und Partner auch eingeschränkt ist.
Sicher, ich bin nicht allein, ich habe Freunde, aber manchmal reicht nicht nur eine Schulter zum anlehnen, wenn einem richtig das Herz blutet.
Als Mutter sollte es doch auch möglich sein, neue Kontakte zu knüpfen - wenn denn nicht alles schief läuft.
Erstmal wurde mir ein schönes Beschäftigungsverbot reingedrückt, dann Betthüten und Krankenhausaufenthalt, so hab ich es nicht mal zur Schwangerschaftsgymnastik geschafft und als der Geburtsvorbereitungskurs los ging, war Töchterchen schon da. "Wie, zum falschen Kurs angemeldet?" Nein, zeitlich war es schon der Richtige, nur kam Mini 10 Wochen zu früh zur Welt. Mit Rückbildungsgymnastik war auch nichts. Da ich Mini unbedingt stillen wollte und die ersten Wochen so unglücklich verliefen, hatten wir einen erschwerten Stillstart und auch stündliches abpumpen, Tee's, Cremes, Brusternährungsset, Stillberatung, etc. haben leider nicht zum erhofften Erfolg gebracht. Für nichts 3 Monate gekämpft und saß hinterher so allein, wie davor, da.
Dann nimmt man eben, beim Spazieren mit Mini, allen Mut zusammen und versucht auf dem Spielplatz und beim Einkaufen mit anderen Müttern in Kontakt zu kommen, aber man erntet nur völlig entsetzte Blicke.
Bin ich so ein furchtbarer Mensch? Stell ich mich tatsälich derart dämlich an? Mache ich so viele Fehler? Wirke ich derart abschreckend?
Mir steckt mein bisheriges Leben so sehr in den Knochen, keine Zeit, um sich mal zu erholen und werde mittlerweile für mitte 30 gehalten, dabei werde ich dieses Jahr erst 25!
Ich bin müde und erschöpft, habe immer öfter das Gefühl einzuschlafen, ohne wieder aufzuwachen.Steh ich wirklich schon mit einem Bein im Grab, oder hab ich nur den Lebenswillen verloren?
Was spielt das für eine Rolle, es gibt keinen Menschen, der mich auch nur annähernd versteht, nicht mal jener, der mich seit 10 Jahren begleitet.
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