Abschied...

Vor knapp 1 1/2 Jahren hatte ich, durch meine Arbeit als Dogsitter, eine junge Frau kennen gelernt, die wegen ihrer Ausbildung hier in die Gegend gezogen war und ihren Hund mitgebracht hatte, weil er andernfalls ins Tierheim gekommen wäre. Da er nicht allein bleibt, ohne die Nachbarschaft von seiner Trauer lautstarkt in Kenntniss zu setzen, hat sie mich kontaktiert.
Es kommt selten vor, dass ich mich mit jemandem auf anhieb gut verstehe und noch seltener mit weiblichen Wesen, aber J war irgendwie anders.
Da sie ganz alleine hier war und noch niemanden kannte, hab ich ihr ein paar Einkaufsmöglichkeiten gezeigt, zwei Freundinnen von mir vorgestellt und sie mit zu unseren Spieleabende genommen. Natürlich hat sie sich auch direkt mit meinem Ossi gut verstanden, so hat man immer öfter etwas gemeinsam unternommen (seit heute weiß ich, es war nicht oft genug).
Sie ist so toll mit meiner Tochter umgegangen, hat sich von den Ossiwitzen nicht ärgern lassen, die mein Mann immer vom Stapel lässt und hat unsere Macken immer mit Humor genommen. Mit meinen beiden Ossis hatte Shoppen zum ersten mal richtig Spaß gemacht.
Als J sich von ihren Weisheitszähnen trennen musste, ging es ihr richtig schlecht, sie war sogar umgekippt, da hab ich J einfach abgeholt und mit zu uns genommen, sind spät Abends noch mal los, um ihr Astmaspray zu holen und hab sie.....ja, ich hab sie etwas bemuttert.
Sie war überhaupt nicht böse, weil wir ihren Geburtstag vergessen haben, denn wir haben an ihre Abschlussprüfung gedacht, die wenige Tage später war, und mit ihr gefiebert haben. Abends kam sie zum "Feiern" vorbei und es war auch eine kleine Abschiedsfeier.
Zwischen durch hatten wir uns immer mal wieder über ICQ unterhalten, nicht viel, nur das Nötigste, aber weil ich vom Schreiben und dem mangelndem Equipment so furstriert war, hatte ich ihr davon erzählt und einen Füller gezeigt, den ich so gern hätte.
Heute früh kam sie extra noch mal vorbei, um sich von uns zu verabschieden. Ihre Ausbildung ist geschafft und J hat eine neue Stelle in Dd.Ich hab diese blöde Angewohnheit, immer die Starke miemen zu wollen, wenn es Freunden von mir schlecht geht. Einer ihrer Umzugshelfer hat gestresst und sie war so fertig. Dann packt die hohle Nuss auch noch Andenken für uns aus.
3 total knuffige Schafe, die können sich zu Arthur, Conan und Doyle (Minis kleine Schafherde) gesellen.

Eine Karte mit der Aufschrift: "Jeder Mensch hat liebenswerte Seiten und du hast besonders viele!"
und eine kleine Sparsau (natürlich in grün <3 ) mit Geld darin, damit ich mir den Füller kaufen kann.
Seit dem kann ich nicht mehr stark sein und bin auch nur noch am heulen. J hat doch selbst nicht so viel Geld und brauch jetzt alles für ihren Umzug und den Neuanfang in D. Versuche mir die ganze Zeit einzureden es ist nur ein Abschied und keine Beerdigung, aber sie wird mir so schrecklich fehlen!

Ich hatte ihr eine Postkarte gekauft, auf der steht "Wenn es an deiner Tür klopft, nur Kummer und Sorgen davor stehen, dann mache ihnen die Tür vor der Nase zu, rufe mich an und warte bis ich bei dir bin." Eigentlich wollte ich die Karte heute losschicken, damit sie sich schon bald über Post von Freunden freuen kann, aber weil sie so schrecklich fertig war, hab ich ihr die Karte gleich gegeben und es hatte schon geholfen. Jetzt will J die Karte in ihrem Briefkasten lassen, damit sie nach einem scheiß Arbeitstag, in ihrem Briefkasten immer Post hat, über die sie sich freuen kann und die sie aufheitert.

Bin sonst gar nicht so nah am Wasser gebaut, aber heute will es nicht mehr aufhören. Der letzte Abschied, der so schmerzlich war, war vor 8 Jahren an Muttertag, als mein Hund in meinen Armen starb.