Samstag, 18. Dezember 2010

Nicolas Flamel

Jedesmal, wenn ich ein Buch fertig gelesen habe, wie ein kleiner Tod. Man fiebert mit den Helden mit, steht ihnen jede Minute beiseite und am Ende, wenn ich das Buch für das vorerst letzte Mal zuklappe, wird ein kleiner Teil von mir mit in das Regal gestellt.

Eigentlich wollte ich bereits Anfang der Woche etwas dazu schreiben, aber ich wollte warten, bis ich das Buch "Der unsterbliche Alchemyst" fertig gelesen habe. Gestern Abend war es dann leider soweit. Leider, weil ich den zweiten Band noch nicht hier habe und unbedingt wissen möchte, wie es nun weiter geht. Schon nach den ersten Kapiteln hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen, es lässt sich so schön fliesend lesen und ich war schon ein wenig überrascht, als ich nach wenigen Stunden bereits in der Mitte des Buches angelangt war.

Am Montag war ich insgesamt  7 1/2 Stunden mit der Bahn unterwegs und hatte auf der Strecke von München nach Frankfurt in meiner Reiselektüre gelesen. Nach einem Halt setzte sich ein älterer Herr neben mich und sprach mich dann auf mein Buch "Materia Prima" an. Nur kurz zuvor hatte ich in dem Buch gelesen, dass Nicolas Flamel tatsächlich gelebt hatte und seiner Zeit ein berühmter Alchemist war, da habe ich auch noch dieses wahnsinnige Glück, während meiner Reise auf jemanden zu treffen, der sich ebenfalls mit dem Thema Alchemie beschäftigt. Leider war unsere gemeinsame Reise schon nach einer Stunde zu ende und ich bereue es jetzt, den Mann nicht gefragt zu haben, ob wir in Kontakt bleiben könnten.

Zuhause angekommen unterhielt ich mich noch mit einem Freund, dem ich natürlich ganz aufgeregt von dieser neuen Information erzählte, was für ihn jedoch überhaupt nichts Neues war und von ihm erfuhr ich auch, dass das Grab leer ist. Da schlug mein Abenteurerherz direkt höher, am liebsten wär ich sofort nach Paris gefahren, um selbst ein wenig zu recherchieren. Vor vier Jahren wär ich noch so spontan gewesen, jedoch mit Kind tritt man so eine Reise nicht unüberlegt an und schon kann gar nicht, wenn man bis auf "Hallo" und "Auf Wiedersehen" kein Wort französisch spricht.
Das Thema lies mir die ganze Nacht keine Ruhe. Tags drauf rief mich meine Mutter an, um sich zu erkundigen, wie meine Reise war. Natürlich erzählte ich ihr auch von Nicholas Flamel, was ich erfahren hatte und wie aufregend die Vorstellung ist, er könnte noch am Leben sein. Für gewöhnlich ist meine Mutter auch für so Themen zu haben, aber leider hat sie auch die Angewohnheit einem immer zur falschen Gelegenheit die Freude zu vermiesen. So auch dieses mal. Eine hoffnungslose Träumerin, die nur hirngespinsten hinterher jagd, hat sie mich genannt. Was ist denn so schlimm daran?

Das ganze hat mich an ein paar wenige schöne Momente in meiner Kindheit erinnert. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mir das erste mal richtig Gedanken über Feen und Elfen gemacht habe. Bin mit einer Schale Milch in den Garten und hab sie unter die Hecke gestellt, danach wartete ich am Küchenfenster auf die Feen. Natürlich vergebens. Später hatten die beiden Katzen der Nachbarn die Schale leer getrunken.
Was mich aber nicht daran gehindert hat, weiter genau den Garten zu beobachten, in der Hoffnung, doch mal eine Fee zu sehen. So wirklich hab ich das bis heute ja nicht abgelegt und hoffe, es bleibt auch so. Um nichts auf der Welt möchte ich zu einem grau-trägen halbtoten Erwachsenen werden.

Nach dem mich meine Mutter runter gezogen hatte und meinem Tagewerkt nach ging, fingen meine Gedanken wieder an um Nicholas Flamel und seinen Mythos zu kreisen. Ich überlegte, wie ich wohl vorgehen würde, wenn ich in Paris angekommen wäre und dann erinnerte ich mich an den Film "Das Vermächtnis der Tempelritter". Auf einmal fühlte ich mich ein wenig wie Benjamin Gates, dem niemand glauben wollte und der trotzdem jeden Hinweis nachgegangen ist. Es wäre wirklich wahnsinnig aufregend, wenn das alles Wahr wäre. Wenn Nicholas Flames tatsächlich den Stein der Weisen geschaffen und die Unsterblichkeit erlangt hätte.
Ja und direkt klingen wieder die Worte meiner Mutter im Ohr "Es gibt doch überhaupt keine Beweise dafür." Na und!? Es gibt keinen Beweis, dass Gott existiert und trotzdem glauben Menschen an ihn/sie. Was spielt das überhaupt für eine Rolle. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich sofort ins Auto steigen und diese Reise antreten. Man weiß nie, was einem auf einer Reise erwartet und genau darum geht es doch. Der Weg ist das Ziel.
Es geht um die Spannung, die Aufregung, den Nervenkitzel, die Menschen, denen man begegnet - es geht darum, sich lebendig zu fühlen.

"Wer weiß - vielleicht war der Mann, mit dem französischen Akzent, der im Zug neben mir saß und sich mit mir über Alchemie unterhalten hat, der unsterbliche Alchemyst Nicolas Flamel." ;-)

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